Rede zum Bebauungsplan “Untere Hauptstraße/EDEKA”

Es gilt das gesprochene Wort

Eigentlich sehr geehrte Damen und Herren, eigentlich hätte das heute eine Sternstunde unsere parlamentarischen Debatten sein können, ja müssen.

Das Projekt untere Hauptstraße und Erhaltung des Edeka beschäftigt uns seit vielen Jahren. Normalerweise hätte die CDU darauf hingewiesen, dass sie es schon seit 2008 so gewusst hat, die Kolleg*innen der SPD hätten zu Recht darauf hingewiesen, dass es gerade ihre Initiative mit Prof. Pellnitz war, die entscheidenden Impulse gegeben hatte. Auch wir Grüne und die Freien Wähler haben unseren Teil zum Erhalt beigetragen. Eigentlich hätten heute Sektkorken knallen müssen! An Ortsbildprägender Stelle wird ein Projekt realisiert, dass für Krofdorf die wichtigste Baumaßnahme der nächsten Jahrzehnte sein wird. Hier findet sich unsere neue Mitte!

Anrede,

Jetzt sind wir auf der Zielgeraden, aber leider zieht sich ein Riss durch alle Fraktionen! Denn etwas ist schief gegangen auf der Zielgeraden, wo wir doch so glorios Meter gemacht haben in den letzten 2 Jahren.

Was ist passiert? Vorneweg, der EDEKA auf dieser Fläche und der Erhalt des Bestandsgeäudes 10 steht außer Frage! Das sind tolle Entwürfe. Mehr als ein Markt auf der grünen Wiese geboten hätte und mehr als man von der Stange gewohnt ist. Großes Lob dafür. Es wird ein Gründach und eine großzügig dimensionierte Geschäftsfläche. Selbst die besonders hohe Kubatur ist für uns ok. Kurz: Mit dem Erhalt des Edeka im Ort, erfüllen wir die essentielle Voraussetzung, eine attraktive Ortskern erhalten zu können.

Was war denn aber noch das andere, das besondere, was wir hier erreichen wollten? Da hilft ein Blick in die von uns selbst in Auftrag gegebene Studie!

Anrede

Was war denn nun die Empfehlung des Prof. Pellnitz  in seiner Studie, die bezeichnederweise Marktplatz Krofdorf GLeiberg heißt? Ich darf zitieren: Es wird die Empfehlung ausgesprochen, den an der Straße liegenden Altbau Hauptstraße 8 abzureißen, da sich so der neue Marktplatz zur Hauptstraße öffnen würde und auch das Marktgebäude sehr gut von der Hauptstraße sichtbar wäre.

Dieses Ziel, und dass ist offenbar einer der ersten und entscheidenden Fehler von uns allen, wurde nicht in Stein gemeißelt. Es ist richtig, der Bürgemeister wieß darauf in allen Bauauschußsitzungen hin, es gab keinen Beschluss von uns: Wir wollen auf der Fläche der Hausnummer 8 einen Marktplatz haben.

Wir wollten das wohl alle, haben es in den Ausschusssitzungen und Präsentationen auch angemerkt, aber nirgendwo ist dies fixiert. Und das ist eben für einige von uns der Knackpunkt. Dieses Ziel, dem wir uns eigentlich alle angeschlossen haben, erreichen wir mit der aktuellen Planung leider nicht mehr.

Anrede,

Was wir erheben, ist zum Einen eine Verfahrenskritik. Wir haben weder umfassendene Bürgerbeteiligung an dem entscheidenden ortsprägendem Projekt in Krofdorf durchgeführt, bei einer Entscheidung, die das Ortsbild auf Jahre an der wichtigsten Stelle beeinflußt –

noch haben wir eine angemessene Verfahrensdauer in den Gremien sichergestellt. Es war im Nachgang ein weiterer Fehler von uns Parlamentariern – jedenfalls aus meiner Sicht-  hier einem einfachen Verfahren zuzustimmen. Den einfaches Verfahren heißt in diesem Falle eben nicht, einfach Änderungen oder Vorschläge einzubringen, sondern das Gegenteil. Es wurde ein Zeitdruck erzeugt, für den wir Parlamentarier nicht verantwortlich waren.

Anrede,

gestern tagte noch der Bauausschuss bis 23:00 Uhr bei nur einem ! Tagesordnungspunkt. So war der CDU völlig unklar, dass eine Zuwegung zum EDEKA nach evtl. Verkauf  der Liegenschaft 8 von neuen Eigentümern verwehrt werden könne, auch die nötige Anzahl und Verteilung der Stellplätze für die 8 ist nicht sichergestellt. Das Baufenster auf der 8 – unklar, warum in dieser Größe – 3x so groß wie bisher nötig ist.  Auch die Artenschutzrechtliche Anforderungen beim Abriß / Neubau  erfüllen nur die gesetzlichen Mindestanforderungen.

–         Alles Punkte, die in einem regulären Verfahren in Ruhe hätten angesprochen und geklärt werden können und es jetzt aber nicht mehr. Im Gegensatz Verfahren zur nördlichen Fohnbachstraße – die war gefühlt 10x auf verschiedenen Tagesordnungen, es gab Vor-Ort treffen und das bei einem eher „kleinen“ Projekt. Ja, wir hatten eine Bürgerversammlung in 2019 aber die war zu den Pellnitzplänen und nicht zum konkreten Vorhaben wie es jetzt in den Bestand gehen soll. Eben gerade mit dem Marktplatz!

Anrede

Unglücklich waren wir auch darüber, dass offenbar die von den freien Wählern und von uns vorgebrachte Kritik an dem großen Baufenster auf dem Gelände der 8 in der Ausschusssitzung vom September (?) gar nicht an den Investor weitergegeben wurde. Bei der internen Vorstellungsrunde der Pläne – war der Mann doch etwas konsterniert, dass ihm an seinen Plänen auch Kritik entgegenschlug. Das hätte im Vorfeld durch den Vorstand besser kommuniziert werden müssen.

Anrede,

aus 3 Baufenstern machen wir jetzt 4 – warum konnte uns weder in der Bauausschusssitzung noch in der internen Runde überzeugend erklärt werden. Den Investoreninteressen, die natürlich berechtigt sind, wird doch mit dem neuen Baufenster 10a an der Grenze zur Poststelle Rechnung getragen. Warum muss der erhoffte Markt- und Treffplatz mit einem Gebäude zugeknallt werden, dass an Maß und Kubatur den Bestand um locker das doppelte übertrifft? Zumal ja auch das Baufenster um das bestehende Gebäude 10 vergrößert wird. Das ist an dieser Stelle aber für uns keine sinnvolle Verdichtung, weil wir uns an dieser Stelle einen Raum für innerörtliche Begegnung, für Kommunikation, für Treffen mit Aufenthaltsqualität gewünscht haben. Sozusagen eine italienische Piazza, was wir jetzt bekommen, ist aber nur ein besserer Hinterhof. Da haben wir uns schlicht mehr erhofft und erwartet. Wir wollten Krofdorf eben ein neues Gesicht geben!

Anrede,

ich nöchte gleich einer Legendenbildung vorbeugen. Niemand spricht gegen den EDEKA. Wir GRÜNE waren zurückhaltend mit weiteren Forderungen: Keine zusätzliche Photovoltaik auf dem Gründach, kein Passivhausstandard. Was wir kritisieren ist das Verfahren und das klammheimliche Abrücken unserer Marktplatzvision, von der wir ausgingen, die würde von allen getragen. Aber da haben wir uns wohl getäuscht.

Matthias Schulz

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